Fokus Krankenhaus
Krankenhäuser können als Musterfälle sozioökonomischer kritischer Infrastrukturen gesehen werden: Ebenso wie Gas-, Elektrizitäts- und Kommunikationsnetze oder der Katastrophenschutz spielen sie als Knotenpunkte im Gesundheitssystem eine bedeutende Rolle für das Funktionieren einer Gesellschaft im Alltag wie im Krisenfall. Entsprechend wichtig ist, dass diese kritischen Schnittstellen hoch zuverlässig arbeiten. Zugleich steigt mit den zunehmend komplexer werdenden Verflechtungen und Interdependenzen kritischer Infrastrukturen auch die Anfälligkeit für externe Störungen wie Naturereignisse, Cyberangriffe oder Stromausfälle – mit z.T. unkalkulierbaren Folgen für einzelne Teile oder das gesamte Netzwerk.
Vorgehen im Projekt
Am Beispiel eines Krankenhauses (St. Josefshospital) in der Modellregion Krefeld wird analysiert, welche Vulnerabilitäten bestehen, welchen Risiken die kritische sozioökonomische Infrastruktur Krankenhaus ausgesetzt ist und wie ihre Resilienz auch unter Evakuierungsbedingungen im Rahmen von Katastrophenschutzbedarfsplanungen gestärkt werden kann. Dazu werden Konzepte entwickelt, die durch den Einbezug technischer, psychologischer, sozialer und ethischer Aspekte die essentielle medizinische Versorgung und Betreuung der PatientInnen sicherstellen sollen. Der Fokus liegt auf der Zusammenarbeit von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) und Strukturen der alltäglichen Gesundheitsversorgung auf der kommunalen Ebene in einer komplexen Krisensituation sowohl innerhalb des Krankenhauses (durch Härtung der Einrichtung), als auch in einer Evakuierungssituation und der daran anschließenden verbundenen dezentralen Unterbringung und Versorgung in anderen Versorgungseinrichtungen (Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten o. Ä.) über einen längeren Zeitraum. Anschließend wird die Schaffung regulärer medizinischer Versorgungsstrukturen und damit der Rückkehr zum Normalzustand betrachtet. Die für die Modellregion Krefeld generierten Erkenntnisse werden sodann auf andere Einrichtungen des Gesundheitswesens, Szenarien und soziokulturelle Kontexte bezogen und Generalisierungen sowie Grenzen der Generalisierbarkeit abgeleitet.
Innovation
Das Innovationspotential von RESIK liegt darin, konkrete auf die Katastrophenschutzbedarfsplanungen für Krankenhäuser und auf andere Einrichtungen des Gesundheitswesens übertragbare Tools zu entwickeln. Auch dieEntwicklung eines übertragbaren Konzepts einer adäquaten Stabsrahmenübung zur Krankenhausevakuierung auf Führungsebene mit Simulation von und unter Einbeziehung aller BOS, Empfehlungen, wie die medizinische Betreuung und Versorgung von PatientInnen dezentral organisiert werden kann sowie die Erarbeitung und Überprüfung eines Ablaufanalysemodells unter Einbezug menschlicher und sozialer Aspekte („Human Factors“) und Vulnerabilitäten im Kontext Krankenhausevakuierung zählen dazu.
Das Projekt ist als transdisziplinärer Verbund im Kern innovativ und stellt durch die Beteiligung der Stadt Krefeld sowie des DRK als Vollpartner die Praxisorientierung und Anwendbarkeit der Projektergebnisse sicher, die für die Zielerreichung zwingend erforderlich sind.
Modellregion
Krefeld ist eine kreisfreie Stadt in Nordrhein-Westfalen. Sie liegt am linken Niederrhein nordwestlich der Landeshauptstadt Düsseldorf und südwestlich anschließend an Duisburg und das Ruhrgebiet. Krefeld wird aufgrund der Seidenstoffproduktion des 18. und 19. Jahrhunderts auch als „Samt- und Seidenstadt“ bezeichnet. Die Stadt Krefeld hat zurzeit rund 230.000 Einwohner.
Krefeld gehört zur Metropolregion Rhein-Ruhr, dem mit rund zehn Millionen Einwohnern größten polyzentrischen Verdichtungsraum Deutschlands, sowie zur Metropolregion Rheinland mit etwa 8,6 Millionen Einwohnern. Die Wirtschaft Krefelds wird heute vor allem durch die chemische Industrie, den Maschinen- und Anlagenbau sowie die Metallindustrie dominiert. Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage hat sich die Stadt in den letzten Jahren außerdem als gefragter Logistikstandort etabliert. Krefeld ist Standort der Hochschule Niederrhein, eine mit derzeit rund 14.000 Studierenden eine der größten und leistungsfähigsten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Deutschlands (u.a. Chemie, Design, Elektrotechnik und Informatik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Gesundheitswesen).
Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen die im 19. Jahrhundert entstandenen vier Wälle mit dem als Prachtboulevard angelegten Ostwall, die Krefelder Museen (u.a. das Deutsche Textilmuseum, das Kaiser-Wilhelm-Museum), der mittelalterliche Ortskern Krefeld-Linn mit der Burg Linn, der Krefelder Zoo sowie die gut erhaltenen historischen Zentren der vormals selbstständigen Stadt Uerdingen und der Gemeinde Hüls. Darüber hinaus ist Krefeld für seine zahlreichen Grünanlagen und Gartendenkmäler bekannt. Auf dem Stadtgebiet befinden sich zahlreiche Parks, von denen viele aus Privatgärten ehemaliger Seidenfabrikanten hervorgegangen sind.
Das Stadtzentrum von Krefeld liegt etwa sieben Kilometer vom Rheinufer entfernt, im Osten reichen die Stadtteile Uerdingen, Linn und Gellep-Stratum bis an den Rhein heran. Die Uferlänge auf Krefelder Gebiet beträgt 6,2 Kilometer (3,5 km Rheinufer Uerdingen). Die Breite des Flusses variiert zwischen 320 und 400 Meter. Die größte Ausdehnung des Stadtgebiets beträgt in Nord-Süd-Richtung 12 Kilometer und in West-Ost-Richtung 13,1 Kilometer.